Wetter auf Webseite einbinden - wetterlabs.de
Rathaus heute geöffnet von:
08:00 - 12:00 Uhr
Hilfslos und ohne Ruder treibt das Schlauchboot mit drei Jugendlichen an Bord in Richtung des Wertachstauwehrs bei Schwabmünchen. Die Tafel mit dem Hinweis "Lebensgefahr - kein Zugang zum Gewässer" haben sie schon längst passiert. Gut, dass eine Kamera das Stauwehr überwacht. Denn so sieht die Zentrale in Gersthofen, was gerade passiert und setzt einen Notruf ab. Innerhalb weniger Minuten ist die Schwabmünchner Feuerwehr vor Ort, kurze Zeit später kommt das erste Fahrzeug der Wasserwacht. Doch so einfach ins Wasser darf keines der Einsatzteams, denn auch wenn die Wasseroberfläche friedlich wirkt, ist der Bereich vor einem Stauwehr extrem gefährlich. LEW-Experte Ralf Klocke erklärt: "Die Turbinen des Kraftwerks sind weit unter der Oberfläche und nicht sichtbar. Aber sie erzeugen einen Sog, der Menschen nach unten ziehen kann."
Und genau dieses Problem ist der Hintergrund der Übung. Denn nicht nur die Wertach, auch viele andere Flüsse, werden seit ein paar Jahren immer aktiver genutzt. Zwar gibt es überall im Gefahrenbereich vor den Stauwehren große Warnschilder, doch die können nicht verhindern, dass zum Beispiel Paddler in diesen Bereich getrieben werden. Wie wichtig dieses Thema entlang der Flüsse in Schwaben ist, zeigt auch die Zahl der Beobachter. Vertreter von mehreren Wasserwachten entlang von Wertach, Lech und Donau sind dabei, dazu auch Markus Graf, der neue Leiter der Schwabmünchner Polizeiinspektion, sowie der stellvertretende Leiter der Notrufleitstelle sind vor Ort. Und schnell zeigt sich, dass dies wichtig ist. Drei Übungsszenarien werden durchgespielt, und jedes Mal ist ein Schritt ganz wichtig: Das Kraftwerk muss abgeschaltet werden. Was nach externem Aufwand klingt, ist im Ernstfall nur eine Sache von Sekunden. "Wir können das Kraftwerk innerhalb von zehn Sekunden stoppen", überrascht Ralf Klocke die Anwesenden.
Doch bei der ersten Übung vergehen trotzdem lange Minuten, bevor die Retter die in Notlage geratenen Paddler in Sicherheit bringen können. Das Problem ist schnell gefunden. "Die Leitstelle hat in Gersthofen angerufen, und über den Notfall informiert. Von dort kam die Meldung, dass der Stopp veranlasst wird. Was die Leitstelle aber nicht wusste, war, dass es so schnell geht. Daher haben die dort auf eine Meldung der LEW gewartet", so Klocke. Führt die Wertach eine normale Wassermenge, so wäre der sogenannte "Schnellschluss" sogar sichtbar. "Da gibt es dann eine Rückschlagwelle, weil das Wasser ja dann gegen das Stauwehr prallt", erklärt der LEW-Experte. Da die Wertach am Wochenende jedoch nur einen Abfluss von 5000 Litern pro Sekunden hatten, war dies kaum zu sehen. "Im Jahresmittel sind es 16.000 Liter, das sieht man dann" ergänzt Michael Ringel von der Schwabmünchner Wasserwacht.
In den beiden folgenden Übungsszenarien wird die Kommunikation verbessert und so vergehen nur zwei Minuten von der Info der Einsatzleitung vor Ort bis die Rettungskräfte sicher ins Wasser gehen können. "Diese Zeitspanne ist gut", befinden die Retter. Doch nicht nur diese Fehlerquelle konnte beseitigt werden. Auch für die Feuerwehr gab es wichtige Tipps zur Wasserrettung. "Die Kollegen von der Wasserwacht haben uns anschaulich erklärt, was wir besser machen können.
Allein deswegen ist eine solche gemeinsame Übung wichtig. Zudem wissen wir jetzt, dass wir unser Boot auch ohne Slipanlage schnell ins Wasser bringen können. Das ist für uns eine weitere wichtige Erkenntnis", erklärt Schwabmünchens Feuerwehrkommandant Stefan Missenhardt. Und auch PI-Leiter Markus Graf nimmt eine wichtige Information mit: "Es ist gut zu wissen, wie gefährlich der Bereich vor dem Stauwehr ist. Das ist von außen nicht zu erkennen." Um trotzdem schnell helfen zu können, lies sich Graf von Feuerwehrkommandant Missenhardt einen Rettungswurfsack zeigen.