Wetter auf Webseite einbinden - wetterlabs.de
Rathaus heute geöffnet von:
08:00 - 12:00 Uhr
Polizei Der tödliche Unfall auf der B 17 bei Graben ist wohl passiert, weil ein Lastwagenfahrer nicht aufgepasst hatte. Mit moderner Technik ließen sich solche Unfälle vermeiden.
VON CARMEN JANZEN, CHRISTIAN KRUPPE, MATTHIAS SCHALLA, ADRIAN BAUER
Graben
Vermutlich aus reiner Unachtsamkeit ist es zu dem schrecklichen Unfall am Montagnachmittag gegen 16 Uhr auf der B 17 Höhe Graben in Fahrtrichtung Augsburg gekommen, bei dem eine Frau ums Leben kam. Ein 26 Tonnen schwerer Lastwagen ist nach Angaben der Polizei ungebremst in ein Stauende gefahren. Dort stand als letztes Fahrzeug ein BMW, davor ein anderer Laster. Das Auto wurde zwischen beiden Lastwagen eingequetscht und völlig verformt. Die 58 Jahre alte Fahrerin aus dem Landkreis Augsburg starb sofort. Trotz des Autos dazwischen verkeilten sich die beiden Lkw. Der Fahrer des vorderen Lastwagens erlitt mehrere Knochenbrüche, da das Fahrerhaus in eine Betonbegrenzung am Straßenrand gedrückt wurde. Der 42 Jahre alte Unfallverursacher wurde nur leicht verletzt. Ihm wurde Blut abgenommen, um seine Fahrtauglichkeit zu prüfen. Das ordnete die Staatsanwaltschaft an. „Drogen oder Alkohol dürften keine Rolle gespielt haben“, erklärt Siegfried Hartmann von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Schwaben Nord am Dienstagmittag auf Anfrage. Auch medizinische Probleme des Fahrers seien nicht bekannt, so Hartmann. Ein Handy am
Steuer scheidet nach bisherigen Ermittlungen ebenfalls aus. „Unachtsamkeit ist wohl die Unfallursache. Der Fahrer hat das Stauende schlichtweg übersehen“, sagt der Pressesprecher. Nach dem Unfall startete eine große Rettungsaktion. Vor Ort waren zwei Rettungshubschrauber, das Technische Hilfswerk, zahlreiche Feuerwehren unter anderem aus Schwabmünchen, Königsbrunn und den Lechfeldgemeinden mit rund 150 Einsatzkräften, ein Notfallseelsorgeteam, die Polizei und Gutachter. Die B 17 musste in beiden Richtungen gesperrt werden, um Platz für die Rettungskräfte zu machen. Das führte in den umliegenden Orten zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Die verkeilten Lastwagen mussten zunächst auseinandergezogen werden, um das darunter eingeklemmte Auto befreien und die Leiche der Frau bergen zu können. Die Arbeit der Polizei und der Gutachter
endete gegen 20.30 Uhr. Im Anschluss starteten die Abschlepp- und Aufräumarbeiten, die sich bis nach 23 Uhr hinzogen. Der Gesamtsachschaden liegt bei etwa 90.000 Euro. Ein großes Ärgernis für Polizei und Rettungskräfte waren Gaffer. Zum Schutz der Opfer brachte die Feuerwehr Gersthofen eine aufblasbare Schutzwand mit. Rund zwölf Meter lang und zwei Meter hoch. Denn die Bilder an der Unfallstelle machten nicht nur den erprobten Einsatzkräften schwer zu schaffen, sagt der Gersthofer Feuerwehrkommandant Wolfgang Baumeister. Wichtig sei es auch gewesen, die zerstörten Fahrzeuge vor den Blicken anderer Autofahrer zu verbergen: „Je mehr ein Autofahrer zu sehen
bekommt, desto stärker neigt er dazu, abzubremsen und sein Handy zu zücken.“ Dank des Sichtschutzes hätte sich daher die Gafferei auf der Gegenfahrbahn im Rahmen gehalten. Die Sichtschutzwand half allerdings nicht gegen die Gaffer, die auf der Fußgängerbrücke standen, die unweit der Unfallstelle über die B 17 führt. „Dort musste die Polizei sogar Platzverweise aussprechen, da zahlreiche Menschen die Bergungsarbeiten filmen wollten“, sagt Baumeister. Ebenso ärgerlich ist aus Sicht des ADAC, dass vonseiten des Gesetzgebers nicht mehr getan wird, um solche Unfälle zu verhindern. Denn Auffahrunfälle wie in Graben sind nach wie vor die häufigste Unfallursache auf deutschen Autobahnen und Schnellstraßen. Fahrassistenztsysteme, mit denen sich verhindern ließe, dass Lastwagen auf Hindernisse auffahren, gibt es bereits. Der ADAC habe erst kürzlich drei Anlagen
führender Hersteller getestet, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit: „Dabei zeigte sich, dass die getesteten Lkw technisch über intelligente Sensorik und Algorithmen für die automatischen Notbremssysteme verfügten, die eine Unfallvermeidung bis Tempo 80 selbst im kritischsten Fall – also etwa am Stauende – leisten. Die Bremswirkung ist der eines Pkw ebenbürtig.“ Tipps, wie man sich als Autofahrer vor solchen Unfällen schützen kann, gibt es leider nur wenige. Sobald das Stauende in Sicht kommt, sollte man die Warnblinkanlage einschalten und erst abschalten, wenn
sich weitere Fahrzeuge dahinter eingereiht haben. Generell sei es ratsam, einen Puffer zum Vordermann zu lassen, falls doch ein anderes Fahrzeug auf das eigene Auto auffahren sollte.