Platzregen und Blitzeinschlag: War das ein Sommergewitter im April?
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veröffentlicht am: 23. Oktober, 2023
Beschreibung:
Dass das Wetter im April macht, was es will, ist landläufig bekannt. Und trotzdem kam das Gewitter am Sonntagabend für viele im Augsburger Land unerwartet. Binnen kurzer Zeit zog der Himmel zu und es fegte eine Front aus Blitz, Donner und Platzregen über die Region.
Zwischen 19 und 19.30 Uhr schlug in einem Anwesen im Westen der Gemeinde Langenneufnach der Blitz ein. Klemens Dempf, der Vermieter des Wohnhauses, ist immer noch fassungslos und berichtet, dass dadurch massive Schäden entstanden sind. Das Haus ist derzeit nicht mehr bewohnbar. Erleichtert ist Dempf allerdings darüber, dass die Bewohner des Hauses unverletzt blieben. Da sie momentan nicht mehr dort wohnen können, sind sie vorübergehend ausgezogen.
Blitzeinschlag richtet großen Schaden in Wohnhaus an
Der Blitz ist nach seinen Angaben über die Stromleitung des Dachständers eingeschlagen und ging bis zum Verteilerkasten im Keller. Die gesamte Elektroinstallation des Hauses ist dabei zerstört worden. Zudem wurden Steckdosen, Lichtschalter sowie der Deckel des Telefonanschlusses aus der Befestigung gerissen. Ein massiver Schaden entstand auch an einer Holzständerwand im Haus. Der dort angebrachte Heizkörper wurde durch die enorme Energie weggerissen - nun klafft ein etwa ein Quadratmeter großes Loch in der Wand.
Bis circa 20.30 Uhr waren etwa 30 Einsatzkräfte der umliegenden Feuerwehren vor Ort, berichtet Kreisbrandrat Friedhelm Bechtel, der gegen 19.30 Uhr mit Kollegen zuerst wegen eines vermeintlichen Dachstuhlbrands alarmiert wurde. Einen Brand konnten seine Kollegen vor Ort aber nicht feststellen. Lediglich einzelne Glutnester mussten gelöscht werden. Auch die Schwabmünchner Feuerwehr rückte inklusive Drehleiter zur Unterstützung an, sagt Kommandant Stefan Missenhardt. Da es sich nicht um einen offenen Brand handelte, sei der Aufbau aber nicht notwendig gewesen. Die Höhe des Schadens steht derzeit noch nicht fest und muss von einem Gutachter ermittelt werden. Vermieter Klemens Dempf berichtet, dass nicht nur sein Haus vom Blitzeinschlag betroffen sei, sondern auch die Nachbarn ihm von defekten Elektrogeräten berichtet hätten.
Wetterexperte: Augsburger Raum bekommt eher wenig Blitze ab
Ein Gewitter dieser Intensität ist ungewöhnlich für die Jahreszeit, meint Kreisbrandrat Bechtel: "Es war ein heftiges Sommergewitter im April." Der Meteorologe und Geschäftsführer von Wetterkontor, Jürgen Schmidt, sagt: "Vereinfacht dargestellt ist es so: Je höher die Temperatur ist, desto mehr Feuchtigkeit trägt die Luft und desto mehr Niederschlag kann es geben." Zahl und Intensität der Blitzeinschläge hätten allerdings nichts mit dem Klimawandel zu tun. Die sogenannten Erdblitze seien im Vergleich zu den Wolkenblitzen, die deutlich häufiger vorkommen, auch bei schwachen Gewittern möglich - sie hätten also nichts mit Unwetter zu tun. "Erdblitze schlagen bevorzugt in höher gelegene Bereiche wie zum Beispiel in Bäume, Kirchtürme oder Windanlagen ein", fügt er hinzu.
Bezüglich der Blitzdichte erläutert der Wetterexperte: "Blitze gibt es im Süden Deutschlands häufiger als im Norden. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Wahrscheinlichkeit Richtung Alpen deutlich höher ist. Vor allem im Laufe des Sommers." Betrachtet man die Gewitter über drei Jahre, so lasse sich sagen, dass der Augsburger Raum eher weniger Blitze abbekommt. Im Jahr 2021 waren es in Augsburg-Stadt und Augsburg-Land 883 Erdblitze, im Landkreis Weilheim-Schongau dagegen 5461 und im Kreis Landsberg am Lech 3876.
Sirenen-Fehlalarm in Schwabmünchen
Abgesehen von dem Blitzeinschlag in Langenneufnach gab es im Augsburger Land nach dem heftigen Gewitter am Sonntagabend nur wenige Einsätze für die Feuerwehren. In Steppach lief wegen des starken Platzregens ein Keller voll, außerdem musste eine Unterführung in Richtung Deuringen abgepumpt werden. "Wir sind froh, dass nicht mehr passiert ist", sagt Bechtel. Auch Kommandant Stefan Missenhardt resümiert: "Das Gewitter war sehr stark, Einsätze gab es deswegen aber zum Glück fast keine." Wer sich fragt, warum dann gegen 19.45 Uhr in Schwabmünchen eine Sirene Alarm schlug, für den hat Missenhardt folgende Erklärung: "Es handelte sich um einen Fehlalarm. Durch einen Blitzeinschlag in der Sirene in der Augsburger Straße hat sie den normalen Feuerwehralarmton ausgegeben."
Einen entspannten Sonntag habe die Schwabmünchner Feuerwehr trotzdem nicht gehabt, sagt der Kommandant: "Wir haben am Nachmittag mit 54 Personen den Umzug in Schwabmünchen abgesichert." Bei einem großen Kutschentreffen zogen 50 historische Pferdekutschen durch die Innenstadt. "Um 4.30 Uhr waren wir dann wieder im Einsatz und haben einen Rettungswagen bei einer Patientenrettung unterstützt", berichtet Stefan Missenhardt.