Wie der Lockdown die Arbeit der Feuerwehren verändert
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veröffentlicht am: 23. Oktober, 2023
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Beim Einsatz müssen sie Masken tragen, praktische Übungen sind nur noch eingeschränkt möglich. Wie die Feuerwehren im Kreis Augsburg den Lockdown überbrücken.
Wegen des Lockdowns konnten die Feuerwehren im Landkreis wochenlang nicht üben. Das ist nun wieder möglich - allerdings nur in eingeschränkter Form. Die Pandemie hat die Arbeit der Freiwilligen verändert. Mit neuen Angeboten versuchen die Verantwortlichen, ihre Teams zu motivieren und deren Wissen aufzufrischen.
"Die Situation ist nicht einfach", sagt Thorsten Hahn, Kommandant der Königsbrunner Feuerwehr. Um seine Kollegen bei der Stange zu halten, drehte Hahn mit einem kleinen Team Schulungsvideos. In sieben Minuten zeigen sie, wie eine Wärmebildkamera funktioniert und wann sie zum Einsatz kommt. In einem anderen Clip wird die Pumpe am Fahrzeug oder der Einsatz eines Drucklüfters erklärt.
Königsbrunner Feuerwehr dreht Schulungsvideos für ihre Mitglieder
Die Videos sind auf dem Youtube-Kanal der Königsbrunner Feuerwehr zu sehen. "Sie können die praktischen Übungen nicht ersetzen", sagt Hahn. "Aber sie helfen, dass die Kollegen mit der Materie vertraut bleiben." Mit dem Lockdown im Herbst lag der Übungsbetrieb lahm. Selbst die für Januar geplante Theorieausbildung entfiel.
Erst seit dieser Woche sind Übungen unter strengen Auflagen wieder möglich. "Ich bin froh darüber, denn sie gehören zum Feuerwehrleben dazu", sagt Hahn. Ab Mitte März sollen die ersten Freiwilligen im Umgang mit neuen Gerätschaften geschult werden.
Auch Stefan Missenhardt, Kommandant der Schwabmünchner Feuerwehr, freut sich, dass ein eingeschränkter Übungsbetrieb wieder möglich ist. In kleinen Gruppen will er mit wichtigen Themen wie Menschenrettung, Umgang mit Gefahrengut oder Einsätzen bei Verkehrsunfällen starten. Größere Zugübungen müssen warten, auch die Jugendfeuerwehr wird weiterhin nur digital beschult. "Von einem regulären Übungsbetrieb sind wir noch weit entfernt", sagt Missenhardt.
Neue Konferenzanlage soll digitale Schulungen möglich machen
Um die Mitglieder zu motivieren, stellt der Kommandant jeden Tag über WhatsApp eine Frage. Die Freiwilligen können dann überlegen, wo beispielsweise die Lüfter im Fahrzeug verladen sind. Am nächsten Tag liefert Missenhardt die Antwort. "So bleibe ich mit den Kollegen in Kontakt, und sie beschäftigen sich mit Themen der Feuerwehr", sagt er.
Das Engagement zahlt sich aus: Trotz Einschränkungen hat Missenhardt seine Mannschaft aus 146 Aktiven weiter hinter sich. Auch am Nachwuchs mangelt es nicht. 40 junge Freiwillige schlossen noch vor dem zweiten Lockdown ihre Grundausbildung ab. "Für uns ist es keine Zeit des Stillstands", sagt Missenhardt. "Wir nutzen die Krise auch, um digital besser zu werden." So wird im Feuerwehrhaus derzeit eine Konferenzanlage installiert, über die künftig Online-Schulungen laufen sollen.
Kleine Feuerwehren stehen nicht auf den Hop-on-Listen zur Impfung
Auch Gerhard Lang, Kommandant der Ortteilsfeuerwehr in Mittelstetten, freut sich über eine wachsende Zahl an jungen Mitgliedern. Zwar stehe der Ausbildungs- und Übungsbetrieb weitestgehend still. Doch mit Online-Kursen und digitalen Spielen soll dem Nachwuchs das nötige Fachwissen vermittelt und das Teambuilding gestärkt werden.
Lang bedauert vor allem die fehlende Kameradschaft vor Ort, auch "um belastende Einsätze zu besprechen und zu verarbeiten." Auf eine Corona-Impfung warten die Freiwilligen aus Mittelstetten ebenfalls vergeblich. Denn anders als Stützpunktfeuerwehren stehen kleinere Ortsteilfeuerwehren nicht auf den Hop-on-Listen des Landkreises, erklärt Lang.
Diese wurden im Rahmen der Corona-Impfstrategie vom Landratsamt erstellt und listen unter anderem Rettungssanitäter, Feuerwehrleute oder Polizisten auf, die vorzeitig geimpft werden, falls Dosen übrig bleiben. Damit diese nicht verfallen, werden sie an die Einsatzkräfte verteilt. Doch bislang kam auch von den Königsbrunner Freiwilligen niemand zum Zug.
Einige Mitglieder der Schwabmünchner Feuerwehr sind bereits geimpft
Anders sieht es dagegen bei der Schwabmünchner Feuerwehr aus. Nach Angaben von Kommandant Missenhardt wurden rund zehn Mitglieder spontan geimpft, nachdem Anfang des Jahres Impfdosen übrig geblieben waren. Einige Kollegen hätten bei Einsätzen bereits mit Corona-Infizierten zu tun gehabt. "Es ist inzwischen Routine, dass wir Masken tragen, gerade bei Personenkontakt", sagt Missenhardt.
Die Corona-Krise sei mit erheblichen Einschränkungen für die Feuerwehren im Landkreis verbunden, betont auch Kreisbrandrat Alfred Zinsmeister. Nicht nur die Übungen würden fehlen, auch das kameradschaftliche Miteinander leide darunter. "Viele waren einfallsreich und haben die Zeit mit Video-Konferenzen und Online-Kursen überbrückt", sagt Zinsmeister. Dennoch ist er froh, dass der Ausbildungsbetrieb nun eingeschränkt wieder starten kann. "Das ist dringend erforderlich, denn im Ernstfall müssen wir als Feuerwehr vorbereitet sein.